I made it!

Was wird wohl nicht mein verficktes Hobby? Wandern! Verfickte Scheiße! Nie wieder gehe ich Bergsteigen! Alles tut weh! 

02:20 klingelt der Wecker. Ich habe beschissen geschlafen, wenn man das überhaupt Schlaf nennen kann. Es stank, es war zu kalt und der Boden war hart. Dazu hat Jesus einen noch geweckt. Ich bin noch sehr müde. Zum Glück bringt uns Al unser Frühstück ins Zelt. Im Bett gefrühstückt habe ich das letzte mal vor Jahren. 

Um 02:41 beginnt der Aufstieg. Im Gedanken "ach das meiste und schwierigste haben wir ja schon hinter uns" bin ich voller Elan mit den anderen gestartet. Zu Anfang waren wir noch mit Sean, Benedikte, Stefanie, Jesus, unserem neuen Führer und mir 6 Leute. Die beiden koreanischen Mädels bekamen einen anderen Führer. Nach kurzer Zeit war aber schon klar das Jesus und ich das Tempo der anderen nicht halten konnten. Wir sind zurückgefallen und zum Glück hatte Jesus seine Handytaschenlampe dabei. Es war stockdunkel und der Berg wurde immer schwieriger. 

Nach einiger Zeit konnte ich das Tempo von Jesus allerdings auch nicht mehr halten. Da Jesus den Sonnenaufgang von der Spitze des Bergs sehen wollte ließ er mich zurück. Ich war nun also im stockfinstern alleine und musste den Berg besteigen. Ab und zu überholten mich andere welche eine Taschenlampe dabei hatten. Sodass ich einige Minuten Licht hatte. Teilweise war es aber auch besser kein Licht zu haben. Wenn man links und rechts runter schaute ging es teilweise 500m hinab. Ein falscher Schritt und man macht die Rolle. 

Den Berg konnte man in 4 Phasen unterteilen. Die erste war das Basecamp, die zweite war hart und sehr schwierig zu nehmen mit viel rutschen, klettern und Anstrengung. Die dritte Phase war relativ einfach aber dafür auch nur sehr kurz. Die vierte Phase war zerstörend. Einen Schritt vorwärts und zwei Schritte zurück gerutscht. Ich hatte das Gefühl das ich für die letzte Phase mehr als 2 Stunden gebraucht habe. In der letzten Phase würde es aber auch schon langsam hell, sodass es sicherer war. Für diesen Abschnitt war das Licht auch sehr wichtig. Weil hier die schlimmeren Abgründe waren, in denen es links und rechts so weit herab ging. An dieser Stelle möchte ich auch den ersten Dank an meinen Wanderstock loswerden. Ohne ihn hätte ich das nicht geschafft. 

Finally! Die Bergspitze. Die anderen jubelten mir zu und berichteten mir dann welch Hass, Abscheu, Resignation und Müdigkeit mir auf den letzten Metern im Gesicht stand. Für die letzten 50m habe ich allerdings auch 20 Minuten gebraucht. Ich konnte mich kaum Noch bewegen. Oben angekommen habe ich sofort den Guide gesucht und meine Kekse eingefordert:

So, da war ich nun. 4,5 Stunden von Basecamp zur Spitze. Fast 1.000m über der Zugspitze. Gestartet bei 1000 Höhenmetern bin ich 3.000m erklommen und stand auf einem 3.726m hohem Punkt. Der zweit höchste Punkt in ganz Indonesien. Die Gefühle gingen von Stolz über Hass und Abscheu zur totalen Erschöpfung. Die Aussicht war phänomenal:

Den Sonnenaufgang habe ich übrigens circa 200m vor der Spitze erlebt. Aber auch hier war er einfach unglaublich schön. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und sage, dass der Sonnenaufgang genau so aussah wie auf der Spitze (zuerst meine Fotos, dann die der Gruppe):

Schon im Basecamp kündigte eine Person der Gruppe an, dass sie den Berg vergrößern wird und einen ordentlichen Kackstift oben liegen lassen wird auf dem höchsten Punkt des Berges. Gesagt, getan. Ich kam oben an und wurde Zeuge des höchsten Kackhaufens den ich je gesehen habe. Ich durfte Sichtschutz spielen und der Berg wuchs und wuchs. Aus Datenschutzgründen werde ich weder Name noch Foto zeigen. Aber hier ist der gewachsene Berg. Rinjani ist nun 3.726,05m hoch!

Für 90k (6 €) hat Sean im Basecamp ein großes Bintang gekauft, welches wir auf dem Berg als Siegesbier geteilt haben

30 Minuten nachdem ich die Spitze erreicht habe ging es dann wieder runter. Bergab ist man im Kies bei jedem Schritt Knöcheltief eingesackt. Alle 300m musste man die Schuhe leeren, da man eine halbe Tasse Sand und Kies im Schuh hatte (ungelogen, es war wirklich so viel Sand und Kies im Schuh). 

Bergab kam ich allerdings deutlich besser zurecht als bergauf. Während einige andere bergab ein paar Probleme hatten. Es ging so steil bergab, dass man bei jedem Schritt aufpassen musste. Sobald man einmal zu schnell wurde erforderte es sehr viel Kraft wieder zum stehen zu kommen. 

Von der Spitze zum Basecamp haben wir im unteren Teil sogar einige Affen gesehen. 

Hier habe ich dann nochmal mit einer wunderbaren Aussicht Wasser lassen können. Direkt am Abgrund ging es dann circa 600m hinab - Pissing with a view:

Völlig erschöpft im Basecamp angekommen konnten wir erst einmal essen. Die beiden südkoreanischen Mädels haben sich schon auf den Rückweg gemacht. Zur Spitze haben sie es leider nicht geschafft und sind daher vorab schon runter gegangen. Es war circa 10 Uhr als wir im Basecamp waren. Von der Spitze zum Basecamp zurück ging schneller als der Aufstieg. 

Nun liegen also noch 7 Stunden Abstieg vor uns. Eine harte Zeit. Wir konnten ja so schon kaum noch laufen. Beim Abstieg half mir mein Wanderstock wieder sehr. Vom Basecamp bis zum Checkpoint 2 war der härtere Part. Jesus war mittlerweile so schlecht drauf, dass er wie die Frau aus der Snickerswerbung war. Jeder von uns ist mindestens einmal sehr stark weggerutscht. Sogar unser Führer Al. Die Muskeln waren mittlerweile so müde, dass jeder Schritt weh tat und auf die Knochen ging. Die letzten zwei Stunden musste ich mit starken Knie und Knöchelschmerzen weiter laufen. Auch ich habe mich ein mal sehr stark hingelegt, da ich weggerutscht bin. 

Auf dem Weg zurück hat man auch bei den entgegenkommenden Menscheb gesehen, wer es auf keinen Fall zur Spitze schaffen wird. Wer schon bei Checkpoint 2 völlig außer Atem war, der wird den Weg vom Basecamp zur Spitze nicht aushalten. 

Die letzten Kilometer gingen dann noch durch den indonesischen Dschungel. Mal eine nette Abwechselung. Auch wenn ich kein Moskitospray dabei hatte. 

Die vor 2 Wochen gekauften Yeezys sahen sehr sehr mitgenommen aus. Ich hätte aber auch nicht gedacht, dass die gefakten Schuhe eine so gute Qualität haben. 

Um ca. 17 Uhr waren wir dann endlich unten. Wir haben erfahren, dass wir den mit Abstand geringsten Preis für diesen Trip bezahlt haben. Die südkoreanischen Mädels haben 1,7 Mio bezahlt, Stefanie und Benedikte haben 1,3 Mio bezahlt und wir nur 1,1 Mio. Wobei ich Al noch Trinkgeld gegeben habe. Es war schon unmenschlich was er und seine Träger geleistet haben. 

Um 19:30 kamen wir dann totmüde im Hostel an. Als erstes zwei mal duschen und dann die Blessuren begutachten. Trotz 2 maligne duschen sahen meine Füße immer noch schwarz aus und ich hatte ein paar Wunden. 

Im Hostel bin ich nach dem Essen dann einfach im Gemeinschaftsraum eingeschlafen.